- Pelagianismus
- Pelagianịsmusder, -, die auf Pelagius zurückgehende theologische Lehre, der zufolge der Mensch aus eigener Kraft imstande sei, das Heil zu erlangen, wenn ihn die Gnade darin unterstütze. Pelagius bestritt die Gnadenlehre des Augustinus (Erbsünde, Prädestination), die ihm die sittliche Verantwortlichkeit des Menschen aufzuheben schien, und behauptete im Sinne von Origenes und Rufinus dem Syrer die grundsätzliche Unverdorbenheit und Willensfreiheit der menschlichen Natur. Der Streit um den Pelagianismus erreichte einen ersten Höhepunkt mit der durch eine Anklage des Paulinus von Mailand veranlassten Verurteilung des Caelestius (* 384, ✝ 420 ?), des Anhängers und Freundes von Pelagius, in Karthago 411. Gegenüber den sich daran anschließenden Angriffen durch Hieronymus, Augustinus und Orosius konnte Pelagius sich rechtfertigen (Synode von Lod, 415), indem er sich von der Radikalität des Caelestius, besonders in der Frage der Kindertaufe, absetzte. Augustinus erreichte schließlich 418 die Verurteilung des Pelagius auf einer Synode in Karthago.In der zweiten Phase der Auseinandersetzungen (418-431) standen die Folgerungen, die sich aus dem Ansatz des Pelagius für Fragen der Ehe, Geschlechtlichkeit und Taufe ergaben, im Mittelpunkt. Hauptvertreter des Pelagianismus, dem namhafte antiochen. Theologen zuneigten, war Julianus von Eclanum (✝ nach 454). Auf dem Konzil von Ephesos (431) wurde der Pelagianismus erneut verurteilt; er blieb jedoch in abgeschwächter Form auch danach noch, v. a. in Kreisen des Mönchtums in Afrika und Südgallien, wirksam. So wurde u. a. von Johannes Cassianus und Vinzenz von Lérins der Semipelagianismus vertreten, der zwar gegen Pelagius und mit Augustinus an der Erbsündenlehre festhielt, gleichzeitig aber die Freiheit des menschlichen Willens zum Guten betonte. Auch die Verurteilung des Semipelagianismus auf Betreiben des Cäsarius von Arles auf der Synode von Orange (529) brachte keinen durchschlagenden Erfolg. Der Pelagianismus blieb bis ins Mittelalter eine theologische Herausforderung.
Universal-Lexikon. 2012.